< Back | Alle Artikel anzeigen Die Vorteile und Nachteile elektrischer Fuhrparks für Unternehmen

veröffentlicht 21 Sep 2021

Lesedauer: 7 Minuten

Die Vorteile und Nachteile elektrischer Fuhrparks für Unternehmen

Die Elektromobilität ist in aller Munde und mit steigendem Umweltbewusstsein steigen auch immer mehr Unternehmen auf Elektroautos um, damit sich die eigene CO2-Bilanz verbessert. Doch macht dieser Umstieg wirklich Sinn? Sind Elektroautos überhaupt als Firmenwagen geeignet? Was genau die Vor- und Nachteile eines elektrischen Fuhrparks für Unternehmen sind, erläutert der folgende Artikel.


Eine generelle Aussage zu diesem Thema ist zum derzeitigen Standpunkt eigentlich unmöglich und macht wenig Sinn. Denn ob sich eine eigene Elektroautoflotte für ein Unternehmen lohnt, hängt von den verschiedensten Faktoren ab. Dabei spielen zum Beispiel die Reichweite die ein Firmenwagen hinter sich bringen muss eine Rolle, genauso wie die Fahrgeschwindigkeit oder Planung von Fahrtrouten. Auch die Lademöglichkeiten am Firmensitz oder an den Einsatzorten sind entscheidend.


Reichweite vs. Fahrtstrecke


Bisher haben Elektroautos eine eher geringe Reichweite und müssen entsprechend häufiger aufgeladen werden. Da dieser Ladevorgang einige Zeit in Anspruch nimmt, sind längere Fahrten am Stück mit einem E-Auto unmöglich. In diesem Fall macht auch eine reine Elektroautoflotte für Unternehmen wenig Sinn, zumindest wenn die Autos täglich längere Strecken zurücklegen müssen.


Der durchschnittliche Fahrweg von über 90% der deutschen Firmenautos liegt derzeit bei knapp 40 km pro Tag. Dem entgegen steht eine durchschnittliche Reichweite zwischen 250 km (Winter) und 350 km (Sommer) der modernen Elektroautos. In den meisten Fällen wäre eine elektrische Fuhrparkflotte also möglich, zumindest aus Sicht der Herstellerangaben zur Reichweite bei E-Autos.


Welche Faktoren beeinflussen die Reichweite?


Die tatsächliche Reichweite eines Elektroautos wird jedoch von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst und weicht von den Angaben der Hersteller ab. Hier spielen zum Beispiel Geschwindigkeit, Steigung oder cw-Wert (Luftwiderstandswert) eine entscheidende Rolle. Zusätzlich steigert zum Beispiel die Heizung im Winter den Energieverbrauch. Um auf eine realistische Reichweite bei E-Autos zu kommen, sollten von den Herstellerangaben circa 25% oder gar ein Drittel abgezogen werden.


Rekuperationseffekt


Durch den sogenannten Rekuperationseffekt gewinnen moderne Elektroautos beim Bremsvorgang Energie zurück. Dieser Aspekt macht die Autos besonders effizient im Straßenverkehr. Für Unternehmen die mit ihren Autos häufig in der Stadt oder im Überlandverkehr unterwegs sind, könnte eine elektrische Fuhrparkflotte also durchaus realistisch sein. Dies könnte zum Beispiel medizinische Versorger oder Kurierfahrer betreffen. Für Firmen die jedoch hauptsächlich auf Autobahnen unterwegs sind, ist die Anschaffung von Elektroautos eher ungünstig, da hier der Rekuperationseffekt schwindend gering ist.


Routenplanung


Neben der Reichweite spielt auch die Routenplanung von täglichen Fahrten eine wichtige Rolle, wenn es um die Anschaffung von Elektroautos geht. Denn nur wenn die täglichen Fahrstrecken gut geplant werden können, bietet sich auch die Fahrt mit einem Elektroauto an. Dies betrifft zum Beispiel ambulante Pflegedienste, die täglich dieselben Wege fahren oder diese zumindest gut planen können.


Natürlich müssen Unternehmen die keine Streckenplanung koordinieren können oder ab und zu weitere Strecken zurücklegen, nicht gänzlich auf elektrische Mobilität verzichten. So können sie ihren Fuhrpark einfach mit einem oder mehreren Elektroautos für kurze Fahrstrecken ergänzen. Auf diese kann nach Bedarf zurückgegriffen werden, während die klassischen Verbrenner weiterhin weite Strecken zurücklegen.


Lademöglichkeiten


Der wichtigste Punkt für den Umstieg auf Elektromobilität sind natürlich die Lademöglichkeiten. Theoretisch kann ein E-Auto zwar auch an jeder normalen Haushaltssteckdose aufgeladen werden, dennoch bietet eine spezielle Autosteckdose mehr Sicherheit, da sie für die dauerhafte Belastung speziell abgesichert wird. Wer eine ganze E-Auto-Flotte aufladen möchte, benötigt natürlich nicht nur eine dieser besonderen Steckdosen. Hier wären mehrere Ladeplätze von Vorteil, damit täglich bei jedem Auto die volle Reichweite genutzt werden kann. Zudem sollten sich die Lademöglichkeiten im besten Fall auf dem Firmengelände befinden oder dort, wo die Autos ihren Stellplatz haben. So umgeht das jeweilige Unternehmen auch fremde Ladeinfrastrukturen und spart möglichweise Kosten. So auch im Falle einer eigenen Photovoltaik-Anlage, aus der Strom bezogen werden kann.


Wartungs- und Reparaturkosten von E-Autos


Auch diese Frage sollte bei der Überlegung zum Umstieg auf Elektromobilität beachtet werden. Die Kosten für Wartungs- und Reparaturarbeiten unterscheiden sich natürlich von Hersteller zu Hersteller, sind generell aber geringer als bei einem Verbrenner. Denn bei den E-Autos müssen weniger Autoteile gewartet und auch kein teurer Ölwechsel, Kraftstofffilterwechsel oder Wechsel von Zündkerzen vorgenommen werden. Ob diese Ersparnis auch bei zunehmendem Alter und Verschleiß von E-Autos bestehen bleibt, werden jedoch erst zukünftige Statistiken zeigen können.


Finanzielle Vorteile einer E-Auto-Flotte


Bei der Anschaffung einer E-Auto-Flotte spielt natürlich auch die Kostenfrage eine wichtige Rolle. Dabei muss genau kalkuliert werden, um am Ende auch eine Kostenersparnis zu erhalten. Schließlich sind Elektroautos in der Anschaffung zunächst teurer als Verbrenner, sparen bei der Unterhaltung aber deutlich ein. Derzeit liegt das Laden mit Strom bei einem Preis von 2,50 Euro je 100 km, was deutlich unter den aktuellen Preisen für Diesel oder Benzin liegt. Auch die Steuervorteile sollten in diesem Fall genannt werden.


Welche Erfahrungen gibt es im Bereich E-Auto-Flotte für Unternehmen?


Wer sich mit den aktuellen Zahlen zur Thematik E-Auto-Flotte in deutschen Unternehmen beschäftigt, wird überrascht sein! Bestes Beispiel ist die grüne Flott der deutschen Post DHL Group, mit ihren 12.000 E-Bikes und den 10.000 Elektroautos (Stand 2019). Damit diese regelmäßig aufgeladen werden können, hat der Konzern circa 13.500 Ladesäulen an seinen Standorten und Depots installiert. Diese Zahlen machen die Deutsche Post DHL Group natürlich zu einem Vorreiter im Bereich Elektromobilität, worüber in Pressemitteilungen auch regelmäßig informiert wird.


Aber auch andere Unternehmen steigen nach und nach auf Elektromobilität um oder planen zumindest den Umstieg. Bisher liegt der Gesamtanteil von E-Autos in deutschen Unternehmensflotten aber erst bei rund einem Prozent, Tendenz steigend.


Vorteile von E-Autos im Fuhrpark:


- staatlich geförderte Steuervorteile

- niedrige Unterhaltungskosten

- geringer Aufwand für Wartung und Reparatur

- effizienter Einsatz durch Einsatz moderner Software (E-Flottenmanagement)

- weitere Kostenersparnis durch Nachrüstung leistungsfähigerer Batterien

- Reduzierung der Abhängigkeit und Kosten durch selbsterzeugten Strom

- Rekuperationseffekt bei Stadtfahrten und damit Stromsparen


Nachteile von E-Autos im Fuhrpark:


- geringere Reichweite als Verbrenner

- unzureichende Infrastruktur im Bereich der Lademöglichkeiten

- höhere Anschaffungskosten

- Stromkosten unterscheiden sich je nach Anbieter

- kein Rekuperationseffekt bei Autobahnfahrten und somit kein Stromsparen

- erfordert Streckenplanungen


Fazit zu elektrischem Fuhrpark für Unternehmen


Da die meisten Unternehmen weitere Strecken zurücklegen müssen, lohnt sich derzeit nur in wenigen Fällen ein Umstieg auf Elektromobilität. Zu hoch wären dann die Kosten für den laufenden Betrieb der Autos oder es scheitert an den Lademöglichkeiten. Dennoch könnte sich die Anschaffung von ein oder zwei Elektroautos, ergänzend zu normalen Verbrennern, auch für diese Firmen lohnen. Die E-Autos sollten dann aber nur für Kurzstrecken genutzt werden, wenn diese im Unternehmen möglich sind.


Anders sieht es bei Firmen aus, die generell nur kurze Distanzen mit ihrer Flotte zurücklegen. Dies könnten zum Beispiel Service- und Lieferdienste sein, die vorwiegend im Stadtverkehr bei Stop-and-Go oder mit niedrigeren Geschwindigkeiten unterwegs sind. In diesem Fall lassen sich Elektroautos inklusive der gewünschten Kostenersparnis umweltschonend einsetzen. Deshalb ist der Umstieg auf Elektromobilität vor allem für kleinere Unternehmen interessant, wie zum Beispiel Essenslieferanten, regionale Handwerksunternehmen, Pflegedienste oder haushaltsnahe Dienstleistungen. Generell steigt die Nachfrage nach Elektromobilität in diesen Bereichen und unterstreicht den aktuellen Trend.