Wie geht es nach dem Lockdown mit den Elektro-Scootern weiter?
2020 sollte für Lime, Bird, TIER und Co. ein erfolgreiches Jahr in Sachen Elektro-Scooter werden. Doch gerade, als der Winter vorbei zu sein schien und die ersten E-Roller wieder auf den Straßen unserer Städte zu sehen waren, sorgte der weltweiten Lockdown für menschenleere Straßen. Nach und nach holten die Anbieter ihre E-Scooter von der Straße, um ihre Betriebskosten zu minimieren. TIER Mobility hingegen startete mit HEROES ein einzigartiges Programm, das es Rettungskräften, Polizisten, Pflegekräften und auch Supermarkt-Mitarbeitern erlaubte, die Elektro-Scooter kostenfrei zu nutzen. Mittlerweile sorgen mehr und mehr Lockerungen dafür, dass unser Alltag sich Schritt für Schritt normalisiert. Doch was bedeutet das für Scooter-Anbieter wie Voi, Circ oder Jump? Wie geht es nach dem Lockdown mit den Elektro-Scootern weiter? Werden die Roller bereits wieder genutzt? Wir riskieren mal einen Blick auf den aktuellen Status Quo.
Was der Lockdown für die Anbieter von E-Mobility anrichtete
Die Verluste, die E-Mobility-Anbieter in den ersten Monaten dieses Jahres erlitten, sind immens. Der weltweite Lockdown zwang die meisten Anbieter dazu, ihr Geschäft kurzfristig zu pausieren, um den Anweisungen der Regierungen gerecht zu werden. Geschlossene Geschäfte, menschenleere Straßen und Millionen Menschen im Home Office sorgten dafür, dass zahlreiche Anbieter wie Lime, Voi oder Bird ihre E-Scooter im wahrsten Sinne des Wortes von den Straßen nahmen. Doch seitdem die ersten Lockerungen beschlossen wurden, kann auch der E-Mobility-Markt wieder aufatmen.
Nach und nach erholt sich der Shared Economy – Markt
Ganz langsam beginnt sich der E-Mobility-Markt zu erholen. Seitdem die Menschen wieder auf die Straße dürfen, steigt auch die Anzahl der Nutzer von E-Scooter und E-Mopeds wieder. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sowohl die nationalen als auch die internationalen Anbieter mit großem Interesse die neuesten Entwicklungen der Regierung verfolgen. Zwar sind die Lockerungen weltweit noch auf einem sehr unterschiedlichen Level, doch in europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz erfreuen sich die kürzlich aufgestellten E-Scooter bereits großer Beliebtheit. Laut Informationen der E-Scooter-Sharing-Plattform Dott sei die Nutzung der E-Roller bereits in zahlreichen Städten auf dem Niveau von vor COVID-19, wenn nicht sogar deutlich höher. In Paris würde jeder Scooter schon jetzt vier Fahrten pro Tag absolvieren – Tendenz steigend.
Der Berliner Anbieter TIER Mobility fokussiert sich derweil mehr auf den deutschen als auf den internationalen Markt. In Ländern wie Spanien und Italien bleiben die Betriebe von TIER weiterhin geschlossen. Dafür will das Berliner Unternehmen in ganz anderer Hinsicht punkten: Mit der Übernahme des zu Bosch gehörenden Unternehmens Coup kaufte TIER rund 5.000 Elektro-Mopeds und versucht nun, einen multimodularen Weg zu gehen. Nach und nach bring TIER nun seine E-Scooter und seine E-Mopeds auf deutsche Straßen zurück, um das Geschäft mit der Shared Mobility endlich wieder anzukurbeln.
Ähnlich ergeht es dem amerikanischen Scooter-Anbieter Lime, der sich im Zuge der COVID-19-Pandemie vollkommen von Europas Straßen zurückgezogen hatte. Seit Mitte April stehen nun jedoch nun die ersten 100 Scooter wieder bereit zum Ausleihen. Den dramatischen Rückgang der Scooter-Auslastung spürte auch der schwedische Anbieter Voi. Dank der europaweiten Lockerungen gab das Unternehmen nun jedoch bekannt, dass die Auslastung wieder sichtbar steige. Darüber hinaus, so Voi, sei die Dauer jeder einzelnen Fahrt im Vergleich zu vor der Pandemie um das Doppelte gestiegen. So werden die E-Scooter des schwedischen Anbieters derzeit durchschnittlich 18 statt vormals 9 Minuten pro Fahrt genutzt. Den Anstieg der Fahrdauer bestätigt auch Lime, wenn auch nicht so deutlich wie der schwedische Konkurrent.
Wie die Anbieter von E-Scootern nach dem Lockdown Fahrt aufnehmen
Um das Interesse der Menschen auf das Thema Elektromobilität zu lenken und gleichzeitig als attraktiver Anbieter dazustehen, setzt der Schwede Voi auf ein Treueprogramm. Nutzer, die häufig von E-Rollern Gebrauch machen, profitieren mit Hilfe dieses Programms von vergünstigten Preisen, je häufiger sie damit fahren. Neben Schweden und der Schweiz will Voi schon bald in einem ganz anderen Land seine Tretroller positionieren: in Großbritannien. Mit dieser Idee sind die Schweden jedoch nicht ganz allein: Auch TIER sowie weitere europäische Roller-Start-Ups wollen die Briten als neue Kunden gewinnen und steigen in den Konkurrenzkampf mit Voi ein. Lime hingegen konzentriert sich neben dem deutschen Markt vorrangig auf Italien und Polen. Mit Scootern in Rom und Krakau wollen sie ihr Business wieder mehr und mehr ankurbeln und sich auf dem Schlachtfeld der E-Mobility-Konkurrenten ihre Position sichern.
Nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für die Anbieter von Elektro-Scootern und Shared Mobility sind die Lockerungen nach dem Lockdown aufgrund von COVID-19 ein Segen. Die Menschen gehen wieder mehr auf die Straße, fahren zur Arbeit und treffen sich- wenn auch noch immer eingeschränkt- mit der Familie oder Freunden. Und so nimmt auch die Auslastung von all jenen weiß-grünen, roten, weißen, schwarzen, türkisen und orangefarbenen Scootern zum Glück Tag für Tag wieder zu, um hoffentlich bald wieder zur Normalität zurückzufinden.